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Gefährlicher Feinstaub: Australien verbietet Arbeitsplatten aus Quarzkomposit

Ab Juli 2024 ist in Australien die Herstellung, Bearbeitung, Lieferung und Installation von Quarzkomposit (auch Steinkomposit genannt) verboten – ein Material, das auch hierzulande gern zur Herstellung von Küchenplatten verwendet wird. Mit dieser Entscheidung folgten die Arbeitsminister der australischen Bundesstaaten einer Empfehlung der nationalen Arbeitsschutzagentur. Diese stufte die Bearbeitung von Quarzkomposit als gefährlich für Steinmetze und andere beteiligte Arbeiter ein.

Australiens größte Händler (u.a. Ikea und Bunnings) haben Arbeitsplatten aus Steinkomposit bereits aus dem Sortiment genommen. Was Quarzkomposit so gefährlich macht und ob auch mit einem Verbot in Deutschland zu rechnen ist, beleuchten wir in diesem Beitrag.

Quarzkomposit ist ein beliebtes Material zur Herstellung von Arbeitsplatten.Was ist Quarzkomposit?

Quarzkomposit wurde in den 1980er Jahren entwickelt. Der Werkstoff besteht zu etwa 90-95 % aus gemahlenem Quarz, der mit Farbstoffen und Kunstharz verbunden wird. Was das Material so beliebt für die Umsetzung von Küchen-Arbeitsplatten macht? Es ist hart, robust und langlebig. Zudem kann Steinkomposit edel wie Granit und Mamor aussehen, ist aber deutlich günstiger in der Herstellung. Naturstein ist in der gewünschten Größe und Mamorierung oft schwer zu finden. Daher bieten fast alle Küchenhersteller und -verkäufer das preiswerte Imitat an.

Warum ist die Bearbeitung von Quarzkomposit gefährlich?

Beim Schneiden, Schleifen oder Polieren von Quarzkomposit wird ein quarzhaltiger Feinstaub (Siliciumdioxid) freigesetzt. Wird dieser Staub eingeatmet, kann er eine unheilbare Silikose verursachen – im Volksmund auch als Staublunge, Steinhauerlunge oder Bergmannslunge bekannt. Diese Erkrankung kann zu Lungenkrebs und zum Tod führen.

Laut australischen Arbeitsschutzbehörden erkrankt in Down Under jeder vierte Steinmetz an Silikose oder ähnlichen schweren Lungenleiden. Quarzkomposit wird von Kritikern daher bereits als „Asbest des 21. Jahrhunderts“ oder „Asbest der 2020er Jahre“ betitelt. Da in Australien und den USA auch junge Steinmetze (unter 30 Jahren) an den Folgen einer Silikose versterben, wurden Diskussionen um ein Verbot von Steinkomposit laut.

Wird Quarzkomposit auch in Deutschland verboten?

Aktuell ist Australien das einzige Land, das sich für ein Verbot von Quarzkomposit entschieden hat. In Deutschland sei ein Verbot laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung bisher nicht geplant.

„Aus deutscher und europäischer Arbeitsschutzsicht sind Verbote nur sehr selten angezeigt,“ so das Bundesarbeitsministerium. Stattdessen setze man auf Schutzmaßnahmen, die in der Technischen Regel für Gefahrstoffe TRGS 559 für den Umgang mit quarzhaltigen Stoffen festgehalten sind und sicheres Arbeiten ermöglichen. Im Jahr 2022 hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung 295 Silikose-Fälle als Berufserkrankungen erfasst – deutlich weniger als in früheren Jahren. Allerdings merkt der VDI an, dass in der Vergangenheit Bergbau in Deutschland in weit größerem Maße stattgefunden hat und zu den höheren Erkrankungszahlen beigetragen haben kann.

Der für die Bearbeitung von Quarzkomposit vorgeschriebene Grenzwert liegt bei 0,05 Milligramm kristallinem Quarzstaub pro Kubikmeter Raumluft. Die australischen Arbeitsschutzexperten schätzen diesen Wert als zu hoch ein. Da sich ein deutlich niedrigerer Grenzwert an Arbeitsplätzen technisch jedoch kaum kontrollieren ließe, entschieden sie sich für den Komplettbann.

 

Quellen und Literatur zum Weiterlesen: