Asbest in der Kippe: eine besondere Kapriole der Tabakindustrie – unser Beitrag zum Weltnichtrauchertag
Dass Rauchen Krebs verursacht, ist bekannt. Aber wussten Sie, dass einige Zigaretten früher sogar Asbest enthalten haben? Richtig gelesen: Der gleiche Stoff, der heute strikt verboten ist und für den es bei Renovierungsarbeiten strenge Regeln für den Umgang und die Entsorgung gibt, steckte einmal in Zigarettenfiltern – als angebliches Gesundheitsversprechen! Willkommen in der Welt der Tabakindustrie, wo Marketing oft wichtiger ist als Menschenleben.
Wie Asbest-Filter Zigaretten einst noch gefährlicher machten
In den 1950er Jahren reagierte die US-Zigarettenmarke Kent auf die wachsende Angst vor Lungenkrebs mit einem neuen „Sicherheits-Feature“: dem Micronite-Filter. Dieser angeblich „lungenschonende“ und „geschmacksverbessernde“ Zigarettenfilter sollte die rauchende Person schützen, so das Werbeversprechen.
Die Filter bestanden aus Krokydolith-Fasern, auch als blauer Asbest bekannt, in gekräuseltem Krepppapier. Dabei handelt es sich um eine besonders gefährliche Art von Asbest. Denn Krokydolith-Fasern sind kürzer, dünner und brüchiger als der für die meisten Anwendungen verwendete Chrysotil-Asbest.
Damals vermarktete die Lorillard Tobacco Company den Kent-Micronite-Filter als Hightech-Sicherheitsmerkmal. Heute erinnert man sich an diese Marke jedoch als eine der gefährlichsten Zigarettenarten, die je hergestellt wurden. Nicht nur für die Raucher dieser Zigaretten bestand ein erhebliches Risiko, an Lungenkrebs, Mesotheliom, Kehlkopfkrebs, Eierstockkrebs oder Asbestose zu erkranken. Auch bei den Arbeitern der Zigarettenfabrik gab es eine ungewöhnlich hohe Krebssterblichkeit. Im Spiegel-Beitrag „Krebstod aus Zigarettenfiltern“ vom 10.12.1989 heißt es: „Von den insgesamt 33 Beschäftigten, die in diesem Zeitraum täglich mit dem scheinbar harmlosen Filterpapier zu tun hatten, sind 28 bereits gestorben, mehr als dreimal so viele, wie nach der allgemeinen Krebsstatistik zu erwarten gewesen wären. Auch bei drei der fünf Überlebenden haben die Mediziner bereits Krebs diagnostiziert.“
Rauchen + Asbest = erhöhtes Gesundheitsrisiko
Selbst wenn man sich den Asbest nicht in Form eines Zigarettenfilters in den Mund steckt: Für Raucher ist der Schadstoff um einiges gefährlicher als für nichtrauchende Mitmenschen. Rauchen schädigt die Lunge und belastet das Immunsystem. Wenn man zusätzlich Asbest ausgesetzt ist, steigt das Risiko einer Krebserkrankung deutlich. Während Asbest die Lunge langfristig schädigt und Grundlage für schwerwiegende Erkrankungen ist, sorgt das Rauchen dafür, dass diese Erkrankungen schneller und aggressiver auftreten. Da das Rauchen die Lunge zusätzlich angreift, hat sie kaum eine Chance, sich zu erholen oder gegen Asbestfasern anzukämpfen.
Weltnichtrauchertag 2025 warnt vor den Tricks der Tabakindustrie
Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Dieser Aktionstag wurde 1987 ins Leben gerufen, um auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für die weltweite Epidemie des Tabakkonsums zu schärfen. In diesem Jahr liegt dabei der Fokus auf den schädlichen Praktiken der Tabakindustrie.
Zu den üblichen Taktiken zählen:
- der Einsatz von Aromen und Zusatzstoffen, um den Geschmack zu verbessern
- Marketingstategien mit elegantem Design und digitalen Kampagnen
- Produkte, die wie Süßigkeiten aussehen, um gezielt eine junge Zielgruppe anzusprechen
Mit diesen Praktiken fördert die Tabak- und Nikotinindustrie den Konsum, erschwert den Ausstieg und erhöht das Abhängigkeitsrisiko. Insbesondere für elektronische Zigaretten gibt es in Europa keine ausreichenden Regularien, die die gezielte Vermarktung an junge Menschen verhindern. Entsprechend stark nimmt der Konsum von Nikotinprodukten wie elektronischen Zigaretten und Nikotinbeuteln unter Jugendlichen zu.
Fazit: Be smart, don't start
Wer seine Chancen auf ein langes und gesundes Leben erhöhen will, sollte auf Tabakprodukten verzichten. Denn jede gerauchte Zigarette verkürzt die Lebenserwartung um einige Minuten. Insbesondere rauchende Menschen, die beruflich mit Asbest zu tun haben, sind gefährdet – zumindest, wenn sie nicht sorgfältig nach den strengen Vorschriften arbeiten. Ob Raucher oder nicht: Ein verantwortungsvoller, sicherer Umgang mit dem Gebäudeschadstoff ist stets von Bedeutung. Daher gilt bei geplanten Baumaßnahmen in potenziell asbestbelasteten Gebäuden: Erst auf Asbest testen, dann – unter Einhaltung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen – loslegen.
Quellen zum Weiterlesen:
- WHO: Weltnichtrauchertag 2025: den Reiz entlarven | https://www.who.int/europe/de/news-room/events/item/2025/05/31/default-calendar/world-no-tobacco-day-2025--unmasking-the-appeal
- Spiegel.de: „Krebstod aus Zigarettenfiltern“ | https://www.spiegel.de/wissenschaft/krebstod-aus-zigarettenfiltern-a-be461a9a-0002-0001-0000-000013497706
- Asbestos.com: „Asbestos Cigarette Filters“ | https://www.asbestos.com/products/cigarette-filters/
- Betriebsarzt Dr. Walter Russ: Arbeiten mit Asbest | https://www.betriebsarzt-russ.de/aktuelles/artikel/arbeiten-mit-asbest.html